19. Dezember. 2020 04:49
Jupiter-Saturn
Im Denken
zu Worten
formen
letzte Reste
des eigenen Lebens.
Sie schreibend
in Dein Erwachen
ehe der Tag Dir
verfinstert
die Begegnung
uns hellender
Sterne der Nacht.
1. Advent 2020
Atlas
Es ist nicht viel, was Du trägst,
doch schwer wiegt es
in Nähe der Achse gewogen.
Leichtgewicht sind wir
fern von der Mitte des Seins;
schwer erst
inmitten Seines Herzens…
01.04.2020
Sentenz: Zum Umgang mit „asketischen Texten“
Asketische Texte nutzen eine sprachliche Formulierung welche versucht, ein Thema in der Art der Beschreibung zugleich zu verwirklichen. Diese Textform ist einer lediglich Informationen suchenden Lese-art meist zu abstrakt oder sogar unverständlich.
Im wiederholten, langsam und in Ruhe durchgeführten Lesen solcher Texte führt die zum Lesen notwendige seelisch-körperliche Bewegung zu einer besonderen Erfahrung des Wahr-nehmens. Diese übende Art zu Lesen verbindet das Wissen zu einem Thema unmittelbar mit der menschlichen Verwandlung des Themas. Sie gleicht den Prozessen des Atmens und Stoffwechsels im Zusammenhang der Natur. Diese kommen während des Lebens nie zu einem einseitigen Ende sondern ermöglichen die Offenbarung des Lebens. Sich in der lebendigen Übung zwischen Vergangenem und Zukünftigen zu bewegen entfaltet eine Lebenskunst, welche im ursprünglichen Sinne des Wortes als „asketisch“ bezeichnet wird.
Asketisches Lesen kann in folgender Weise strukturiert und geübt werden:
- Sich nur mit dem langsamen, sorgfältigen Lesen des Textes beschäftigen (stumm in Gedanken oder in klanglich klaren Aussprechen des Textes).
- Erinnern oder Auswendiglernen des Textes (im Klang oder im Bildschaffen den Text durchschmecken).
- Differenzieren der einzelnen Aussagen des Textes. Gedanklich in einzelnen Bildern oder Vorstellungen ein Puzzle herstellen.
- Die einzelnen Aussagen des Textes mit eigenem Wissen und Erinnerungen vergleichen. (Z.B. kann eine Waage vorgestellt werden, welche auf beiden Seiten mehrere Waagschalen hat. Jede Waagschale ist gefüllt mit einer einzelnen Aussage des Textes und die korrespondierende Waagschale auf der anderen Seite ist gefüllt mit den eigenen Vorstellungen zu diesem Teil des Themas. Erarbeitet wird die Fragefähigkeit: wie hängen alle Teile der Waagschale miteinander zusammen um im ruhenden Hypomochlion („Point of Balance“) der Waage schwebend getragen zu sein? Dies ist asketische Übung und sollte nicht auf das Handeln im Alltag übertragen werden oder mit der Erwartung eines bestimmten Zieles verbunden werden. Wohl aber kann das Handeln im Alltag allseitig in seiner Vielfalt durch eine solche geistige Übung befruchtet und gestärkt werden.) Dies ist eine Grundübung des Wissenschaftlichen.
- Die einzelnen Aussagen der Waagschalen in eine eigene Vorstellung bringen. Dies spielt Punkt 3 der Übung auf individueller Basis.
- Die differenzierten Einzelpunkte des Themas in eine immer weiter wachsende Übersicht bringen. (Spiegelung und Erweiterung des Punkt 2.) Mehrere Übersichten immer wieder neu erarbeiten. Dies kann mit einzelnen Fragen / Gesichtspunkten gezielt geschehen („gezielte Frageinduktion“ als Katalysator)
- Die Möglichkeit offen halten, in dieser übergeordneten Sicht etwas noch nie Geahntes erleben zu können. (Spiegelung von Punkt 1). Z.B. wird die Kohärenz der unter 6. geschaffenen Übersichten vorgestellt und dann auf weitere Gedanken- oder Vorstellungsbildung zu verzichten und in einer offenen Fragehaltung zu leben.
30.03.2020
Immunologie in den Bildenden Künsten 1
Immunologie ist der Versuch, lebendige Wesen unter dem Gesichtspunkt ihrer Eigenständigkeit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft in der Natur zu verstehen. In dem Tanz elementarer Naturgewalten formen sich Landschaften, Kontinente und Meere. Lebendige Wesen bringen eine eigene Gestalt zur Erscheinung. Es ruhen die Pflanzen in werdenden Gestalten, es bewegen die Tiere in rastlosem Trieb, es bilden die Menschen ihre nie gesehene Kultur.
Farbigkeit durchdringt und grenzt alle Formen, Gestalten und jegliche Kunst. Metall und Kristall kann in Hitze und Licht, durch Physik und Chemie in Farbe und Form gewandelt werden. Erd-verwurzelt entwickeln Pflanzen in einem zeitlichen Nacheinander differenzierte Farbgestalten, welche die geographisch-klimatischen Verhältnisse mit einbeziehen. Situations-bewegte Tiere entfalten an ihrer Gestalt eine farblich differenzierte Gleichzeitigkeit. Die Farbe ist Kleid, das unmittelbar gewandelt (z.B. Chamäleon) oder abgeworfen wird (Fellwechsel). Beim Menschen wird Farbe zum Gegenstand der Außenwelt. Farbige Kleidung, farbige Kulturgegenstände, farbige Soziologie. Seine Hautoberfläche spiegelt die Stoffwechselprozesse seiner inneren Organe, sein Inkarnat vollzieht in Blässe und Röte sein Empfindungsleben.
Die Farbe am Gegenstand der Kultur und das farbige Werden von Formen und Gestalten kann künstlerisch vereint werden. Dann wird die Fähigkeit des situationsgerechten Zeichnens einer Gedanken-Karikatur den farbigen Regenbogen des fühlenden Aquarells verständnisvoll durchdringen und die schaffenden Händen der Plastik ein individuelles Gepräge geben.
Die allostatische Grenzbildung der immunologischen Anpassungsfähigkeit des Menschen wird durch die sehenden Künste des Zeichnens, Malens und Plastizierens zum salutogenetischen Prozess im Gespräch zwischen Mensch und Natur. Die empfindende Seele des Malers synästhesiert die Zeichenkunst seines begrifflichen Denkens mit dem plastischen Werden seiner tastenden Hände. Er stellt der schöpferischen Kunst der Natur die schöpferische Kunst des Menschen gegenüber. Wer wandelt sich nicht im Anblick seines Spiegelbildes?
28.03.2020
Immunologie in der Pädagogik – 5
Bilderfähigkeit – der Ignorabimus-Faktor – eine Sentenz zur Rede von Emil Du-Bois-Reymond 1874 :
Gewaltige Bilder bilden aktuell an unserer Immunität. Auf der einen Seite stehen Naturwissenschaftler, welche ihre spezifischen Detailkenntnisse aus Virologie und Pathologie beschreibend zur Verfügung stellen. Bilder aus einer faktischen Forschung an den Erscheinungen der Natur, welche in den letzten 150 Jahren immer mehr in einen Bereich der technisch assistierten Wahrnehmung geführt hat. Die unmittelbare Sinnlichkeit menschlichen Wahrnehmens wurde durch Elektronenmikroskop und Radioteleskop ergänzt und von der unmittelbaren Empfindung distanziert. Das Denken wurde durch den Konstruktivismus einer materialistischen Naturwissenschaftsinterpretation ent-philosophiert.
Auf der anderen Seite stehen spirituelle Formulierungsversuche der Sinn-suchenden Menschen. Unmittelbare geistig-seelische Erlebnisse menschlicher Wirklichkeit werden versucht durch Seelenübungen oder pharmakologisch veränderte Seelenzustände besser in den Blick zu bekommen. Zwischen Mystizismus und Drogensucht versucht sich ein entwickelndes Denken zu er-philosophieren.
In der gegenwärtigen Corona gewinnt die naturwissenschaftliche Seite durch solche Virologen ein Gesicht, die sich von der popularisierenden Spekulations-Sensation verführt schließlich einem ungewissen Publikum ausgesetzt finden. Sie versuchen gemeinsam mit den Journalisten den Bereich des „letzendlich-wissen-wir-es-nicht“ für das verunsicherte Publikum zu immunisieren. Ignoramus et Ignorabimus – wir wissen es nicht und wir werden es nicht wissen.
Die Seite der Mystik kann in pharmakologisch-pseudowissenschaftliche Drogenpropaganda oder heilversprechenden Systemen sich verlieren. Oder sie zeigt sich in so schönen, ehrlichen Bildern wie gestern bei dem apostolischen Segen des Papstes: vor der Monstranz sitzend (die Zukunft – Gral), mit den Füßen den Boden des 21. Ökumenischen Konsils berührend (die Gegenwart – “aggiornamento et approfondimento” des Johannes XXIII, welcher unter Dispens 2014 heiliggesprochen, mit der Zählung seines Namens den Gegenpapst von1415 und die fehlende Verkörperung des Johannes XX. verbildlicht nochmals aufgriff und namentlich realisierte), im Rücken draussen auf dem Petersplatz das Marienbildnis Salus Populi Romani („Heil des römischen Volkes“) sowie das Pest-Kruzifix aus der Kirche San Marcello (die Vergangenheit). Capito -habe ich verstanden?
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2020-03/wortlaut-papstpredigt-gebet-corona-pandemie.html
Es lebt die Hoffnung der Naturwissenschaft im Konstruktivismus des bereits Gewordenen aus dem sie ihr Bild konstruiert. Es lebt die Hoffnung des Religiösen im österlichen Gebet der geoffenbarten Auferstehung, welche sie im Bild vor die Gläubigen zu stellen vermag.
So ist heute eine klare Anforderung an den germanistisch-geschichtlich-naturwissenschaftlich-handwerklich denkenden Pädagogen gestellt.
Allen einen herzlichen Gruß zum Wochenende, insbesondere dem Pädagogen in uns!
24.03.2020
Immunologie in der Pädagogik – 4
Immunologie studiert die Bildung der Grenze zwischen der Allmacht einer schöpferischen Gesamtnatur und der menschlichen Kultur. Der Logos des natürlichen Schaffens ist im Gespräch mit dem Logos des fragenden Menschen. Die Natur bringt besondere Gestaltungen hervor (s. Teil1) und der bewusst fragende Mensch philosophiert und experimentiert indem er diese Gestaltungen kulturell verwandelt und die dadurch hervorgerufenen Veränderungen studiert.
Das Grundgeheimnis findet er zuallererst in sich selbst:
„Wenn du dir in Gedanken vorstellst, du könntest etwas tun, entstehen 2 Möglichkeiten in dir: entweder Gedanke-bleiben ohne Tat oder vom Gedanken durchdrungenes Tun. An der Grenze zwischen beiden lebt der Entschluss. Er ist die Grenze zwischen der Bilderwelt des Denkens und dem Weltbilden des Kulturschaffenden Menschen. Der Leib des Menschen steht dazwischen, im Denken nervenbetont, im Kulturschaffen stoffwechselbetont. Wer im Bildschaffen an dieser Grenze in das atmende, bewusst-werdende Gespräch zwischen Mensch und Natur hineinwächst, lebt Immunität. Immunität ist die Fähigkeit im Gespräch die Eigenständigkeit zu bewahren, sich dem Gegenüber anzupassen, im Widerstand aneinander gegenseitig zu reifen.“
22.03.2020
Immunologie in der Pädagogik – 3
Der Keim der Pädagogik findet sich dort, wo der Mensch erinnernd ein Verhalten zeigt, an dem seine Umgebung erwacht.
Wer im späteren Leben diesen Beginn des Pädagogischen studiert, findet ihn täglich überall. Das Erwachen der Natur im Morgenrot des Tages, der Kreislauf des Jahres im lebendigen Werden ist ihm Grund und Boden des eigenen, sich erinnernden, sinnlich-sinnenden Wesens. Er findet sich im Traum der eigenen Kindheit wieder, als die Natur flüsternd sprach: „Ab heute entlasse Ich dich aus meinem Banne. Werde eigenständig und frei. VerZweifle nIcht in der Nacht deines eigenen Selbst; Ich verlasse dich nicht. Du wirst in und mit mir leben. Doch allein, auf dich gestellt darfst du versuchen, den geheimnisvollen Schleier zwischen uns zu lüften und durch Deine Kunst und Kultur mit mir atmend in ein Gespräch zu kommen.”
Dies ist zugleich der Beginn jeglicher Immunologie. Sie entwickelt an der Grenze zwischen Allmacht der schöpferischen Gesamtnatur und menschlicher Kultur ein eigenständiges Gespräch.
Wir treten derzeit mittels 4 Faktoren in dieses Gespräch ein:
- Wir versuchen mittels körperlichem Isolationsverhalten bewusst einen Infektionsprozess zu verlangsamen, um Zeit für Anpassung zu gewinnen.
- Wir versuchen unsere bisher geschaffene Regelversorgung in der Gesundheitskultur der Intensität und Geschwindigkeit des infektiösen Naturprozesses anzupassen (Umstrukturierung im Bereich der intensivmedizinischen Gerätenutzung; Unterstützung der menschlich-fachlichen Kompetenzen an den Grenzen des Möglichen; die Triage des Alltags soweit möglich von der Schwelle des Todes fernzuhalten…)
- Wir versuchen der Forschung Zeit zu verschaffen, im Gespräch mit der Natur ein erweitertes Instrumentarium zu finden. In diese Forschung ist jeder von uns einbezogen: wir sprechen als Pädagogen, als Teil der Familie und internationalen Politik, als forschende Ärzte und Naturwissenschaftler mit ihr, der Natur. Jetzt, in diesem Augenblick; dort wo wir Stehen und versuchen zu Gehen. Überall sind wir an den Grundlagen des immunologischen Gespräches gefordert.
- Der vierte Faktor ist unser tatsächliches Lauschen auf sie die Natur. Sie blickt in unsere suchenden Augen und versucht mit uns zu sprechen. Lange vermag sie zu schweigen, lange vermag sie dem Menschen in ihrem Schoss seine Kunst und Kultur zu gönnen. Stumm glänzt in ihren Augen die Frage: „Wenn in Schmerzen du leidest, wenn in Lust du erglühst, reift jene stille Erinnerung an das Gespräch, das ich einst mit Dir führte?“
21.03.2020
Immunologie in der Pädagogik – 2
Menschliche Immunität ist ein lebendiger, individuell sich entwickelnder Balanceakt zwischen Alleinsein und Teil-der-Welt-sein.
Der Mensch ist nie allein. Der Morgen weckt ihn auf, der Abend schläft ihn ein.
Im fröhlichen Spiel: ein Weltenkind. In nachdenklicher Selbstreflexion: ein zu sich selbst ersterbender Greis. Der Mensch ist immer allein.
Sich atmend, zur Lunge werdend, zwischen Welt und Selbst balancierend,
spricht ein Mensch dem anderen,
hört ein Mensch vom anderen
Sein
Wort.
Wie lautet Deines?
19.03.2020
Immunologie in der Pädagogik – 1
Immunologie ist der Versuch, lebendige Wesen unter dem Gesichtspunkt ihrer Eigenständigkeit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft als Teil der Natur zu verstehen.
In dem Tanz elementarer Naturgewalten formen sich Landschaften, Gebirge und Flüsse, Kontinente und Meere, Vulkane, Gesteine und Kristalle. Unter physikalischen und chemischen Gesichtspunkten sind diese Erscheinungen gut zu beschreiben und können in die menschengeschaffenen Kulturprozesse einbezogen werden.
In der Natur sich bildende Gestalten weisen auf lebendige Wesen hin. Gestalten unterscheiden sich gegenüber unbelebten Formen durch eine von der Umgebung sich abgrenzende, eigenen Gesetzen folgende Erscheinung, welche physikalischen und chemischen Gesetzmäßigkeiten übergeordnet ist. Pflanzen passen ihre lokale Gestalt den klimatischen, kosmischen und irdischen Gesetzmäßigkeiten an. Als Tiere werden Gestalten bezeichnet, welche die Möglichkeit der eigenständigen Bewegung zeigen und diese ausführen. Ihre Bewegung lässt sich zwischen innerem Trieb und äusserer Anpassung beschreiben.
Menschen können durch ihre bewegte Gestalt die Möglichkeit einer sich selbst besinnenden Kultur biographisch verwirklichen. Die Eigenständigkeit, Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft gegenüber der Umgebung kann durch ihn in eine individuell schöpferische Kultur verwandelt werden, welche sich der gesamten Natur gegenüberstellt. Mensch und Natur befinden sich in einem anhaltenden Gespräch. Wenn der Mensch spricht und handelt, antwortet die Natur. Wenn die Natur spricht, antwortet der Mensch.
Pädagogik ist ein rein zwischenmenschliches Phänomen. Sie ist ein schöpferischer Prozess zwischen jenen Menschen, welche versuchen, gemeinsam zu reifen, um in das kunstvolle Gespräch mit der Natur immer weiter hineinzuwachsen. Wie kann der Mensch sein immunologisches Gespräch mit der Natur in der Pädagogik zwischenmenschlich sinnvoll vorbereiten?
Die Art, wie der Mensch diese Frage beantwortet entscheidet über seinen Umgang mit Tieren, Pflanzen, Bakterien und Viren, mit Mineralien, Landschaften, Klima, Himmel und Erde. Kurz: mit allem, was ihm als Natur begegnet und somit auch wie ihm die Natur auf seinen Kulturprozess antwortet. Die Natur mag Formen und Gestalten, bis hin zum Menschen hervorzubringen. Immunologie als Studium zu betreiben und in Kultur zu verwandeln ist jedoch ein rein menschlicher Prozess und beginnt somit grundlegend als zwischenmenschliche Pädagogik.
Du siehst die Lettern, liest die Worte und bildest den Gedanken.
Wie du besinnst, was ich ersann, sinnt uns eine Kunst – Sensonik.
Ent – täuschung
(be)freit
aufrichtige(nde)
Liebe
Wortsprechen
Gedanken in Wortgestalt durchrinnen Organe des Sprechens, luftschwanger Durchtönen dein Hören, Gedanken-bildend. Worte, körperdurchdrungen gebären, leibbildend empfangen, sich als sprechende Zwischenmenschen.
Die philosophische Auferstehung der Medizin
Im 19. und 20. Jahrhundert sind weite Bereiche der Biologie und Medizin durch die Ausdifferenzierung und technische Industrialisierung der physikalisch-chemischen Forschungsmöglichkeiten dem Wissen erschlossen und der unmittelbaren Anwendung übergeben worden. Dies ging einher mit einer Entphilosophierung der medizinischen Ausbildung an den Universitäten. Die Fragen eines studium generale, die Auseinandersetzung mit den Geisteswissenschaften wurde in der medizinischen Ausbildung durch die Wucht und Menge der gelieferten Ergebnisse zur Randerscheinung. Die akademische Reflexion wurde zunehmend durch die technisierte Wissensproduktion ersetzt und die akademischen Grade großteils einem bildsamen Austausch entrissen und mathematisch standardisiert.
Dies führte zu einem kulturell und biologisch fragwürdigen, notfallmedizinischen Verhalten bei der ärztlicher Begleitung im Alltag. Die Anwendung von Überlebenshilfen der Akutmedizin wurde als zufriedenstellende Dauerlösung im Alltag akzeptiert und als Standart in die hausärztliche Grundversorgung bagatellisiert sowie politisch-pekuniär missbraucht. Die Anwendung militärischer Begrifflichkeit zur Beschreibung phänomenologischer Sachverhalte bestimmte häufig den ärztlichen Grundton und ein unreflektiertes Verordnungsverhalten im standartisierten Reglement. Interesse und zwischenmenschliche Begegnung wurden dem Doppel-Blind-Versuch geopfert und die Versklavung der biologischen Entwicklungspotenz von Lebewesen vorangetrieben. Macht wurde Motto.
Ebenso bediente sich eine philosophisch hilflose Pädagogik häufig der neurobiologischen Manipulation als konzeptionelles Instrument. Menschliche Werte und Würde wurden unter einem naturwissenschaftlichen Vorwand verhaftet und im Kontext eines theoretisch-konstruktiven Materialismus ethisiert.
Der Mensch war in seiner naturwissenschaftlichen Technik eingeschlafen. Nur Krieg, Naturkatastrophen und Seuchen schienen ihn noch zu gefährden.
Doch unter dieser Oberfläche lauert sie selbst, die NATUR. Sie drängt gleich einer Pflanze durch die geteerten und zubetonierten Bereiche der Kultur. Ihre philosophische Kraft erwacht aus dem Taumel der Narkose und wach-lebendig steht sie auf. Sie tönt in das individuelle Menschsein, ruft nach Eigenständigkeit im Denken, nach Menschen, die bereit sind, für ihre Kultur einzutreten.
Ich bescheinige der Notfallmedizin ihren tatsächlichen Wert und möchte sie vor dem gedankenlosen Alltagsroutinier beschützen. Ich werde helfen, das militärische Gedankengut der Medizin zugunsten biologisch-phänomenologischer Begriffe umzugestalten. Ich werde bemüht sein, das wachsende Menschsein vor überflüssigen Handlungen zu schützen, damit es sich entwickeln kann. Ich werde versuchen, zu helfen, wo der Mensch bei seinem Weg in Auseinandersetzung mit der Natur der menschlichen Gemeinschaft bedarf.
»Skulpturen als Geschichte des menschlichen Reifens – Am Tasten erwachen, im Tasten leben, tastend gestalten«
17-09-2016
„Was, wenn das Wichtigste in Begegnung des Menschen mit den Gegenständen darin bestünde, dass die Welt sich selbst berührt?
Wenn die Welt in der gefühlten Berührung einzigartig in ein Gespräch mit sich selbst kommen würde und allein dadurch lebendig bliebe?
Was, wenn in der Berührung des Menschen durch den Menschen die einzige Möglichkeit bestünde, dieses Gespräch nie enden zu lassen?“
23-08-2016
” Weltenkind
als ich Kind wurde, war Welt;
als ich Leib wurde, trennte sich Welt;
als ich Ich wurde, trennte ich mich selbst von der Welt;
als ich Wissenschaftler wurde, einigte ich meinen Leib und die Welt;
als ich Philosoph wurde, einigte ich mich selbst mit der Welt.
Kinderwelt “
18.07.2016
Lochenkreuzwort
es sind schon Viele hinuntergesprungen und haben ihr Leben beendet. Ein jeder auf seine Art, mit seinen Absichten, Gedanken und Gefühlen. Bewegungen aus dem Abgrund der Isolation und Verzweiflung, in den Abgrund jenseits des Lochensteins.
Er zögerte, der Kandidat des Sturzes. Am Trauf stehend, schreckte ihn die Endgültigkeit, zog ihn die Tiefe. Ein paar Schritte zurück in die Macht quälender Erinnerung. Kurz entschlossen noch ein Stück hinter das Kreuz, Anlauf, über die Furcht hinweg —
Die Flügel der Hoffnungslosigkeit, der Schwung verselbständigter Absicht in rennenden Beinen. Vorbei am Kreuz, noch im Flug, er erwachte. „ich lebe“ – der tönende Grund des Kreuzes – durchblitzte Leib und Seele, als dumpf der Aufprall den Vorhang des Ungelebten zerriß.
zu spät die Zukunft, zu früh die Vergangenheit, um die Achse des Lebens gewogen, Schicksal-entatmet.
für Walle – auch wenn Du Dir einen anderen Berg herausgesucht hast…
.
17. April. 2016
Gespräche mit Patupeh – Johanna schreibt:
die Geburt des Philosophen
“Deine Ehrlichkeit reicht nur so weit wie dein Horizont. Jenseits desselben findest du Phantasie, Traum und Lüge, diesseits herrschen Gesetz, beschränkter Blick und Werden des Selbst.
Vermagst Du am Horizont dich zu halten, vermag die Kohärenz deiner Gedanken in der Konstruktion des Wirklichseins zu leben, trägt dein Blut dich zwischen Diesseits und Jenseits der Weisheit entgegen.
Du verstehst es, den Fährmann zu fragen. Seine Antwort klingt aus dem Stab seines Händens im Rhythmus der Wellen. Zeit und Raum der Stille beginnen zu klingen und gerne schenkst du den Obulus bisherigen Forschens den Erzählungen der Nacht.”
die Kunst
“dort wo Philosophie dir den Blick in das Ungewisse erweckt, wähle die Kunst. Sie rührt die Augen des Blinden, die Ohren des Tauben mit dem Leben, das der Gedanke noch nicht zu greifen vermag.”
12. April. 2016
Johanna Iskar schreibt:
was ist das Pendant zum Sachbuch des 20. Jahrhunderts?
Dein eigener Schwellenroman, der dich aus dem Gefängnis deiner Biographie befreit ohne sie zu verlieren.
Er erkreist dein gelebtes Leben von Phantasie getragen in das Reich des Möglichen.
der Flügel zur Rechten: Hoffnung;
der Flügel zur Linken: Ahnung.
Du aber reitest auf dem Rücken der Erde
den Weg bis zum Kreuz Deiner Gegenwart.
Tastengeklapper; dein Atem zwischen Träumen und Tun.
11. April. 2016
Johanna Iskar
sie lauschte in die Nacht,
Orte ewiger Liebe küssend,
den Morgen Seines Herzens weckend.
Ostermontag 2016
Morgendämmerung
Ein materialist, Ein daoist, Ein hindu, Ein buddhist, Ein jude, Ein moslem, Ein christ
kamen vom Ort ihrer Qual
um zu Denken;
Ein monotheist und Ein polytheist
sich trafen am Ort ihrer Wahl
um zu Fragen:
Solange Du und Ich
nur Unbefruchtete Eier
in Leere Grabkammern legen
bleibt unser Same und Gehirn für den Leib immun
und unsere Worte nur freien Ohren hörbar.
Sollten wir beginnen zu Belehren
und Wunder zu tun?
Lange sie sassen in Stille,
Einsamkeit quält die Knochen
Zweifel wählt das Herz
Erdenwurzeln suchen den Frühling.
Nach drei Tagen gehen sie auseinander
jeder mit seinem Wort
Hoffnung tragend
am Gewand eine Rose.
Der Kuss
Erinnerst Du dich jener Tage,
als Du an Seele- und Leib
vom Leid deiner jungen Tage zerschunden
in der Klinik Hilfe suchtest?
Hatte nicht jener Dämon deiner Kindheit und Jugend
auch Deine Wange begehrlich zerrüttet,
welche endlich, von ruhender Hand berührt,
sich des lebendigen Atems erinnerte?
Noch durchdringt meine Hände,
der Roman, den Du schenktest,
auf dem Cover ein Bild,
“der Kuss” von Rodin.
Harrt nicht jener, der einst den Heiland küsste,
noch immer der Hände, welche verstehen zu atmen, dort
wo er SEIN leben verlor?
schreibe ich Dir aus meiner Vergangenheit
17.03.2016 – Wortentformatierung
11.03.2016 – sich erden
sich erden heisst
leben
in der ewigen Gegenwart
des schwindenden Momentum
.
26.02.2016 – gelegentlich
gelegentlich nimmt die Seele im Leben einen tiefen Atemzug, um nicht in der Isolation zu erstarren.
gelegentlich im Leben nimmt die Seele einen tiefen Atemzug, aus ihrer Isolation erwachend.
gelegentlich, aus ihrer Isolation erwachend, nimmt die Seele einen tiefen Atemzug des Lebens.
gelegentlich wachend, atmet die Seele zwischen Leben und Erstarrung in der Welt Sich Selbst.
gelegentlich, im Atem uns findend, durchweht die Welt der Hauch des Menschen, Leben weckend.
Jede Deiner Geschichten ist wahr, denn es gibt Gründe, die Dich veranlassen, sie so zu erzählen.
Jede Deiner Geschichten ist unwahr, denn wenn Du sie mir erzählst, verstehe ich sie auf meine Weise.
Wir selbst sind jede Geschichte, dort, wo unser Augenblick liebt.
27 – 09 – 2015
Encounter of Reality
You must be seen by me,
I must be seen by you;
Be seen.
You must be touched by me,
I must be touched by you;
Being touched.
I must be wanted by you,
You must be wanted by me.
Wanted.
Be Seen, Being Touched, Wanted
in immediate human encounter
is the only Presence
of Reality.
What is human?
clear sight, loving heart, good will.
What is nature?
light, breath, shelter.
What is religion?
spirit, prayer, god´s will.
What is science?
liberty, justice, law.
What is art?
being human.
Oct.-5th – 2015
Writers Train
Extremists border the apparent development of exremities:
Some of them will fight and even kill you for their dogma,
The others will help and even disable you through their good will.
In encounter, move of a human extremity borders the possible move of a human being.
Within every moment of destiny, there comes a train carrying thee,
You can stop or even destroy it,
You can get in, share it’s destination or convince the conductor to change his route.
In every momentum you can wait and it passes by,
You witness and honor the breath of Creation.
Will you once upon a time, once upon space, being asked:
where have you been? Didn’t I give you extremities to walk and hands to determine what’s happening?
I tried to breathe while seeing the train
I tried to breathe while walking the street
– in vain.
I try to breathe while writing, while thinking, while remembering.
And I know, I am lost while I be breathed.
It is easy just writing,
But what would be,
if I was an Osteopath?