Der Algorithmus in der Differenzialdiagnose eröffnet den Weg der Begegnung  von Symptomen und medizinischen Vorstellungskomplexen zu einer sinnvollen Fragestellung im Hinblick auf therapeutisches Wirken.

  1. Am Beginn steht die Frage nach dem Symptom („was zeigt dieser Mensch leiblich und in seinem Verhalten, wie wirkt dies auf seine Umgebung und deren Verhalten modifizierend“). Die Methode ist die einer sinnlichen Phänomenologie.
  2. Dann besteht die Frage nach bekannten Bildern („welche Zusammenhänge mit Krankheitsbildern kenne ich?“) – eine prima vista, assoziativ vergleichende Methode wird angewandt. Hier bewegen sich die meisten handelnden Therapeuten, welche dann zu Bestätigung zielgerichtete Fragen stellen. Dies führt zu einer arretierenden Isolation eines definierten Urteils.
  3. Es folgt die Frage nach den anatomischen, physiologischen und psychologischen Zusammenhängen bekannter Art („in welchen anatomischen, physiologischen und psychologischen Zusammenhängen befindet sich das Symptom“). Eine entsprechende morphologische und labortechnische Abklärung erfolgt. Hier ist zu berücksichtigen, ob tatsächlich morphologisch-physiologische Zusammenhänge untersucht werden (die Biologie des Symptoms) oder wie unter 2. lediglich ein bekannter Zusammenhag mit einem benannten Krankheitsbild gesucht wird. Mit einer gezielten Untersuchung wird evtl. ein vermutetes Krankheitsbild bestätigt (= Bestätigung eines Verdachtes), Mit ausgeweiteten Labormitteln wird evtl. eine Sammlung von Verdachtsdiagnosen gefiltert (=gezielte differentialdiagnostische Eingrenzung). Auch hierbei handelt es sich um eine lediglich vergleichende Methodik mit zielorientierter Grundfragehaltung. Dies kann assistiert assoziativ vergleichende Methode genannt werden.
  4. Die eigentliche Frage des biologischen Zusammenhanges bleibt stets offen beschreiben Die Wortwahl für das Gefundene charakterisiert den Zusammenhang und zielt nicht darauf ab, ein kategorisierendes Urteil zu fällen. Hier beginnt die offene Fragehaltung für weitere Forschung. Diese ist Vorraussetzung, um einem  lebendig sich verwandelnden Wesen näher zu kommen. Die Methode ist die der sinnenden Phänomenologie.
  5.  Im therapeutischen Wirken, wird hier die Frage relevant, ob modifizierende Einwirkungen (Behandlung) nach den bisherigen Erkenntnissen notwendig durchgeführt werden müssen, sinnvoll sich einer möglichen Entwicklung eingliedern können oder die lebendige Entfaltung eher behindern (assoziativ, vergleichende Methode aufgrund sinnlicher und sinnender Phänomenologie).
  6. Osteopathisch betrachtet ist hier der point of balance. Es muss entschieden werden, ob direkte Hilfe (prothetische Hilfe, direkte Techniken, zielorientierte Handlung) notwendig ist oder ob in einem rhythmic balanced interchange das Beziehungssystem des Lebens sinnvoll vitalisiert und ausbalanciert werden kann, oder die Selbstentfaltung des Organismus durch ein eigenständiges Gehen durch den Nadir des Geschehens sich selbst am Besten entfaltet, da er zwar geschwächt scheint, aber in vitaler Balance ist (Zeuge des Geschehens und Hüter vor unnötigen/belastenden Umgebungseinflüssen). Der Algorithmus des Osteopathen sollte -wie eigentlich bei allen medizinisch verantwortlich Handelnden- stets in Verbindung mit dieser offenen, das Lebendige fördernden Fragestellung sein und sich der stets bestehenden Eingeschränktheit des momentanen Erfahrungswertes der zum Vergleich herangezogen wird bewusst sein. Dieser rhythmisch balanciert sich vollziehende Prozess von Sinnlichkeit und Sinnen kann sensonische Phänomenologie genannt werden. Sie achtet die sinnlichen und sinnenden Phänomene und charakterisiert sie in ihrem Zusammenhang mit dem tätigen Menschen.